High-Policy Event 20
[Erscheinungsdatum: Februar 2020]
Nachhaltige Mobilität über die Alpen und insbesondere auf der Brennerachse. Dies war das Thema der internationalen Konferenz “Driving through the Alps respectfully” mit 120 Teilnehmern, die am 6. Februar in Bozen stattfand und vom BrennerLEC-Projekt und insbesondere von der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz organisiert wurde.
Das Thema der Umweltbelastung durch den zunehmenden Transitverkehr auf der Brenner-Autobahnachse (A22) ist seit vielen Jahren aktuell. Die Debatte über mögliche Lösungen konzentrierte sich bisher auf den Straßengüterverkehr, sowohl wegen der Maßnahmen des Landes Tirol als auch wegen des Brenner-Basistunnelprojekts, das in einigen Jahren in Betrieb genommen wird. In Italien wurden die Probleme, die sich aus dem Leichtverkehr ergeben, jedoch bisher nicht gebührend berücksichtigt.
Das Projekt hat gezeigt, dass die Reduzierung der normalerweise auf Autobahnen erlaubten Höchstgeschwindigkeit je nach den jeweiligen Situationen im Zusammenhang mit dem Verschmutzungsgrad, den Verkehrs- und Wetterbedingungen dazu beiträgt, die Luftverschmutzung zu verringern und gleichzeitig die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen. Darüber hinaus werden die Fahrzeiten und der Kraftstoffverbrauch reduziert, was ebenfalls die Verkehrssicherheit erhöht.
Die im Rahmen des Projekts durchgeführten Experimente haben gezeigt, dass der Leichtverkehr (Fahrzeuge < 3,5 t.) eine nicht zu vernachlässigende Rolle für die Luftqualität und den Straßenzustand spielt. Tatsächlich zeigen die jüngsten Daten, dass 60 % der Stickoxidemissionen von Personenkraftwagen und leichten Nutzfahrzeugen stammen, d.h. von solchen, die mit 130 km/h fahren können. Selbst Schwerverkehrstage werden aufgrund des zunehmenden Zustroms von Leichtfahrzeugen immer häufiger, und diese Situationen wirken sich negativ auf den Kraftstoffverbrauch, die CO2-Emissionen und damit auf den Treibhauseffekt aus.
Die bisher im Rahmen des BrennerLEC-Projekts durchgeführten Experimente, die sich auf die dynamische Geschwindigkeitsreduzierung konzentrieren, haben es ermöglicht, Wege zur Steuerung des Autobahnverkehrs zu finden, die diesen kritischen Situationen wirksam entgegenwirken.
Die Konferenz gab einen Einblick in die Ergebnisse des Projekts und die bereits in anderen europäischen Ländern (z.B. Salzburg) gemachten Erfahrungen und beschäftigte sich auch mit der großen Herausforderung der Inbetriebnahme des Brenner-Basistunnels und seiner Zufahrtsstrecken: der Verlagerung großer Mengen von Gütern, die derzeit auf der A22 zirkulieren, auf die Schiene.
Die bevorstehende Eröffnung des Brenner-Eisenbahntunnels wirft interessante Fragen auf, wie der Gütertransit in Europa, insbesondere im sensiblen alpinen Ökosystem, geregelt werden kann, damit die Wirtschaft wachsen und die Umwelt geschützt werden kann.
Ebenso wäre die Erweiterung der Möglichkeit der Geschwindigkeitsregulierung auf Autobahnen nicht nur aus Sicherheitsgründen, sondern auch aus Gründen des Umweltschutzes ein wirksameres Instrument als die empfohlene Geschwindigkeit.
Zu diesem Zweck hat der Rat der Provinz Bozen bereits 2016 einstimmig einen Antrag an die Regierung auf eine Änderung der Straßenverkehrsordnung angenommen, die eine Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit der Fahrzeuge aus Umweltgründen ermöglicht.
Auch die italienische Regierung hat sich in diese Richtung bewegt. Wie das Umweltministerium während der Konferenz veranschaulichte, wurde 2019 ein interministerielles Abkommen für eine umfassende Strategie zur Bekämpfung der Luftverschmutzung unterzeichnet. In diesem Abkommen ist es geplant, einen Vorschlag für die Integration der Straßenverkehrsordnung auszuarbeiten, der darauf abzielt, die Geschwindigkeitsreduzierung auf Autobahnen aus Gründen des Umweltschutzes zu regeln.
Diese Gelegenheit zur Diskussion und zum Dialog, die sowohl von der Generaldirektion Mobilität und Verkehr als auch von der Generaldirektion Umwelt der Europäischen Kommission nachdrücklich gefordert wurde, soll ein Anstoß für eine rasche und wirksame Entwicklung des Rechtsrahmens sein. Die Hoffnung ist, dass man rechtzeitig handeln kann, um die Antworten zu geben, die man für einen effektiveren Kampf zugunsten der Umwelt, des Klimaschutzes und damit unserer Gesundheit braucht. Andererseits kann die strategische Bedeutung des Brennerkorridors für den europäischen Markt in Zukunft nur dann gewährleistet werden, wenn heute eine Strategie zur Steuerung der Personen- und Warenströme auf dieser Strecke festgelegt wird, die sowohl effektiv als auch ökologisch nachhaltig ist. Kritische Situationen bringen oft innovative Lösungen hervor, die kurzfristig zu Referenzmodellen werden. Man glaubt, dass dies das Schicksal des Brennerkorridors sein kann und sollte.
Bericht - Ergebnisse 2. Pilotphase (auf Italienisch)
Präsentationen
Das Projekt BrennerLEC – Fakten, Vorschläge und Aussichten, um den Leichtverkehr auf der A22 nachhaltiger zu gestalten (Costa, Brenner Autobahn AG) [IT]
Die europäischen Strategien für eine nachhaltige Mobilität – Innovationen im Personen- und Warentransport und strategische Ziele der EU (Ruijters, DG MOVE European Commission) [DE]
Erfahrungen aus der mehrjährigen Anwendung des dynamischen Geschwindigkeitslimits auf der A10 und der A1 im Land Salzburg (Österreich) – Modalitäten, Ergebnisse, Akzeptanz (Kranabetter, Abteilung Umweltschutz - Land Salzburg (A)) [DE]
Clean Air Dialogue, Turin 2019 – Ziele und Initiativen bei der Luftreinhaltung und beim Klimaschutz im Bereich der Mobilität (Leonardi, Ministerium für Umwelt und Schutz des Territoriums und des Meeres) [IT]
Der Brennerbasistunnel – Ziele und Herausforderungen zur Verlagerung der Waren von der Straße auf die Schiene (Ausserdorfer, Konsortiums Beobachtungsstelle - BBT) [DE]
Das Projekt BrennerLEC im Kontext des EU-LIFE-Programms (Lionetti, EASME) [EN]
Nachhaltigkeit des Straßentransports in den Alpen – Aktuelle Situation und Aussichten für die Zukunft (Skoniezki, EUSALP) [EN]
Das Projekt BrennerLEC und der Alpenkorridor mit geringen Emissionen „AlpineBLEC“ (Guariento, Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz) [IT]
Beurteilung der Auswirkungen auf die Luftqualität und auf den Klimaschutz anhand der Ergebnisse der ersten beiden Phasen des Projekts (Giovannini, University of Trento) [IT]
Dynamisches Geschwindigkeitslimit und Auswirkungen auf die Straßenkapazität der Autobahn – Auswirkungen der Tests und Aussichten unter Berücksichtigung der Innovationen im Bereich C-ITS (De Biasi, Brenner Autobahn AG) [IT]